Erfahrungsbericht: Mein Informatik-Studium an der TU Braunschweig

Das Studium ist ein neuer Lebensabschnitt und gewöhnlich bereitet einem die Schule nur sehr bedingt darauf vor. Um potentiellen zukünftigen Informatik-Studenten an der TU Braunschweig eine bessere Vorstellung zu gewährleisten, habe ich meine Erfahrungen mal zusammengefasst. Ich stelle weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Korrektheit, sondern gebe nur eine subjektive Einsicht.

Vorkenntnisse:

Ich persönlich hatte nie Informatik-Unterricht. Java habe ich mir in der Zeit nach Schulabschluss und vor Semesterbeginn selber beigebracht. Diese Sprache müsst ihr in eurem Bachelorstudium beherrschen (C und C++ werden später auch verlangt, aber nicht so intensiv). Ein gutes Buch für den Java Einstieg ist ‘Grundkurs Programmieren in Java von Ratz et al.’.

Offiziel müsst ihr keinerlei Vorkenntnisse zum Studienbeginn haben, aber die Mathematik wird euch vermutlich sehr fordern und bereits Programmieren zu können wird euch den Einstieg bedeutend einfacher machen. Die Mathematik in der Hochschule unterscheidet sich sehr stark von der Schulmathematik und ich denke nicht, dass man sich alleine darauf richtig vorbereiten kann. Falls du es doch versuchen willst, kann ich das Buch ‘Mathematik für Informatiker von Teschl und Teschl’ empfehlen. Es ist gut lesbar, aber richtig vorbereitet hatte es mich trotzdem irgendwie nicht. Das soll dir aber keine Angst machen: Es ist anders und es ist schwerer (Keine Kunst, Schulmathematik ist nicht sonderlich anspruchsvoll), aber es ist auch bedeutend besser und schöner.

Aufbau:

Das Studium besteht aus Pflichtmodulen, die für einen Informatiker unerlässlich sind, und Wahlpflichtmodulen, die in eine bestimme Richtung vertiefen. Module sind meistens Vorlesungen, aber es gibt auch Praktika/Teamprojekte etc.. Vorlesungen werden meistens mit einer benoteten Klausur in der vorlesungsfreien Zeit abgeschlossen und du wirst etwa 5 Prüfungen pro Semester machen. Prüfungen haben eine Durchfallquote von meist etwa 30% (aber auch 95% u.Ä. sind in Pflichtmodulen schon vorgekommen). Du darfst eine Prüfung aber 3 Mal wiederholen und wenn dir die Note nicht gefällt hast du sogar einen zweiten Verbesserungsversuch (nur wenn du das erste mal bestehst, beste Note wird gewertet). Insofern du aber vernünftig lernst und nicht ganz talentlos bist, solltest du aber nie Durchfallen.

Die ersten Semester sind hauptsächlich Pflichtmodule wie Programmieren 1+2, Lineare Algebra, Analysis, Diskrete Mathematik, Logik. Dies sind Vorlesungen mit teils über 200 Teilnehmern und dementsprechend anonyme. Später werden die Vorlesungen aber deutlich kleiner, sodass die Professoren/Dozenten teils die Namen der Studenten kennen. Es gibt allgemein keine Anwesenheitspflicht und man kann auch einfach mit dem Material lernen. Dies ist im Allgemeinen aber nicht zu empfehlen, ausserdem sind Vorlesungen keine langweiligen Schulstunden.

Neben der Informatik wirst du auch noch ein Nebenfach wählen müssen. Dieses macht aber nur einen kleinen Umfang des Studiums aus (2-3 Vorlesungen). Ich persönlich habe Mathematik gewählt.

 Mein Studienverlauf

Dein Studienverlauf kann vollkommen anders aussehen. Dozenten wechseln zwar nicht häufig, aber es kommt vor.

Ich habe mein Studium in Regelstudienzeit und ‘mit Auszeichnung’ abgeschlossen. Ich bin ein begeisterter Informatiker und fühle mich inbesondere in den mathematischeren Gebieten (Insb. Algorithmik) besonders wohl. In diesem Bericht gehe ich davon aus, dass du ähnliche Ambitionen hast.

Ich bin das erste Jahr noch gependelt (~3 Stunden pro Uni-Tag) und bin erst dann in mein erste eigene Wohnung in Uninähe gezogen. Die Wohnsituation ist für günstige Studentenwohnungen in Uninähe durchaus anstrengend, aber nicht hoffnungslos. Ich zahle 160Euro(Kalt) für eine 18.49$m^2$ Wohung  mit Balkon ins Grüne. Die Selbstständigkeit ist eine wichtige Erfahrung, aber eine Pantryküche und Party-Studenten als Nachbarn keine sonderlich schöne.

1. Semester

Im ersten Semester wirst du vermutlich nur Vorlesungsmodule hören, die alle mit einer schriftlichen Klausur abgeschlossen werden. Bei mir waren es die folgenden:

  • Programmieren 1 (6CP, Pflicht): Hier wird mit Java und objektorientierter Programmierung angefangen. Diese Vorlesung hat einige theoretische/mathematische Elemente, die man nicht unterschätzen sollte. Es gibt Programmier-Hausaufgaben, die aber schnell gemacht sind. Die Klausur beinhaltet Fallen, aber dafür sind die alten Klausuren ins Netz gestellt.
  • Lineare Algebra (10CP,Pflicht): Abstrakte Mathematik die weit über das Vektorrechnen aus der Schule hinausgeht. Am Anfang des Studiums scheint einem das vielleicht ein wenig nutzlos vorkommen, aber das Zeug ist wirklich wichtig und wird euch immer wieder begegnen. Hier gibt es keine verpflichtenden Hausaufgaben, aber es empfiehlt sich an den Übungen teilzunehmen.
  • Diskrete Mathematik (5CP, Pflicht): Ein Rundumschlag über die für Informatik wichtigen Disziplinen ausserhalb von Linearer Algebra und Analysis. Die Klausur ist nur Anwendung und es werden keine Beweise oder Ähnliches verlangt. Da ich das Material aber auf Verständnis gelernt habe und nicht auf Anwendung, wurde dieses Fach meine schlechteste Klausur (3.0). Dafür sitzt es aber immer noch tief und fest. Dies ist nicht bei jedem so und man stolpert später auch mal über Studenten die den Induktionsbeweis nicht ganz richtig verstanden haben, aber glauben dies zu tun. Tatsächlich hatte ich schon mal (im 6. Semester) eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe Studenten, weil ich einen von einem Studenten vorgeführten falschen Induktionsbeweis nicht akzeptiert habe. Ich war nicht in der Lage mich durchzusetzen, erst später gab man mir dann Recht.
  • Theoretische Informatik 1(5CP, Pflicht): Einführung in Automatentheorie, Formale Sprachen u.Ä.. Eigentlich erst für das dritte Semester vorgesehen, kann man aber vorziehen. Die Hausaufgaben sind gewöhnlich sehr fordernd und auch die Klausur ist nicht einfach. Ist aber ein sehr interessantes Fach. Wirklich zur Sache geht es aber erst in Theoretische Informatik 2. Obwohl die Vorlesung einige Voraussetzungen aus den ersten zwei Semestern hat, habe ich als einer der besten abgeschlossen.
  • Algorithmen und Datenstrukturen (8CP, Pflicht): Algorithmen und Datenstrukturen ist der Werkzeugkasten des Informatikers. Die Vorlesung legt viel Wert darauf, solide Grundlagen zu legen. Wenn dir, wir mir, der Inhalt zu interessant ist und du bereits zu Beginn die Bücher verschlingst, wird dir die Vorlesung aber zu langsam sein. Obwohl die Algorithmik nun mein Spezialisierungsgebiet ist und ich mich bereits damals sehr viel weiterführend damit beschäftigt habe, habe ich die Klausur nur mit einer 1.7 abgeschlossen.

 2. Semester

  • Programmieren 2 (6CP, Pflicht): Hier geht es in gleicher Manier wie in Programmieren 1 weiter.
  • Analysis (10CP, Pflicht): Ähnlich zu Linearer Algebra nur das jetzt das Thema anders ist.
  • Theoretische Informatik 2 (6CP, Pflicht): Hier geht es jetzt aufbauend auf Theoretischer Informatik 1 richtig zur Sache. NP=P-Problem, Entscheidbarkeit, etc. sind die anspruchsvollen aber extrem interessanten Themen dieser Vorlesung. Eine der wichtigsten Vorlesungen in meinem Studium.
  • Logik (5CP, Pflicht): Eigentlich als Vorspiel zur Theoretischen Informatik gedacht und dementsprechend fiel mir dieses Fach leicht. Es ist trotzdem sehr interessant und nützlich. Wer sich mit dem Stoff vernünftig auseinandersetzt, kann die häufig im Netz schwirrenden Logikprobleme relativ einfach lösen. Aber auch sonst im Leben und insbesondere in der Informatik ist Logik sehr nützlich.
  • Grundlagen der Technischen Informatik (5 CP, Wahlpflicht): Eine freiwillige (Wahlpflicht) Vorbereitung auf Technische Informatik. Die Vorlesung ist ansich nicht schlecht, aber ich hätte doch lieber etwas anderes gehört. Die mathematischeren/theoretischeren Fächer liegen mir einfach mehr.
  • Stochastik (5CP, Mathe-Wahlpflicht): Wähle zwei aus: Stochastik, Numerik, Algebra, Statistik. Stochastik war mein erstes Mathewahlpflichtfach. Hier werden die Grundlagen der Stochastik durchgegangen. Gar nicht so weit von der Schulmathematik entfernt wie die anderen Mathematik-Veranstalltungen. Nützlich, aber wenn ich Stochastik brauche muss ich trotzdem nachschlagen.
  • Computernetze 1 (5CP): Nur halbherzig gehört und Prüfung wieder abgemeldet (bis zum Abend vor der Klausur möglich). Verschoben auf 4. Semester.

3. Semester

  • Software Engineering (5 CP, Pflicht): Wie baut/verkauft/beschreibt man Software. Also Diagramme, Charts, Pflichtenheft und Ähnliches. Die Prüfung habe ich unter Krankheit abgelegt, weil ich das Unwohlsein als Prüfungsangst fehlinterpretiert habe. Anschließend lag ich für über eine Woche halb tot im Bett (und ich konnte mich auch nicht mehr wirklich an die Klausur erinnern).
  • Relationale Datenbanksysteme 1 (5CP): Daten in Tabellen und wie man mit diesen Daten arbeitet. Sollte jeder Informatik-Student können, aber begeistern kann ich mich für SQL nicht. Die Prüfung ist sehr berüchtigt und du kannst einige lustige Geschichten hören und lesen. Aufgrund von Krankheit im 4. Semester geprüft.
  • Algorithmik-Praktikum (5CP, Wahlpflicht, unbewertet): Hier haben wir external Memory Algorithmen für die Wiselib programmiert. Sehr nützliche Erfahrung.
  • Geschichte der Mathematik (5CP, Schlüsselqualifikation, unbewertet): Unterhaltsame Vorlesung mit Abschluss durch Hausarbeit. Ich habe mich mit Cantor und seinen Beiträgen zum Verständnis der Unendlichkeit beschäftigt. Tatsächlich ist diese bedeutend weniger intuitiv als man denken mag (Unendlich ist nicht gleich Unendlich, z.b. Gibt es genauso viele natürliche Zahlen wie rationale Zahlen, aber mehr reelle Zahlen als natürliche Zahlen). Eng verflochten mit der Theoretischen Informatik.
  • Teamprojekt (5CP, Pflicht, unbewertet): Hier haben wir eine Roboterlokalisierung über eine Kamera implementiert. Es sind einige Marker auf DIN-A4 ausgedruckt mit bekannten Positionen auf dem Boden verteilt. Sobald der Roboter eine solche Markierung sieht, berechnet er die relative Position des Markers und damit seine eigene Position. Auch wenn der Marker relativ weit entfernt war und die Auflösung nicht so gut, funktionierte dies doch erstaunlich genau (maximal wenige cm Abweichung). Double-Werte haben sich hier für mich zum ersten Mal als zu ungenau herausgestellt.
  • Betriebssystem (5CP, Pflicht): Hier es um die Probleme, die ein Betriebssystem lösen muss (etwa wie es 5 Prozesse auf einem Prozessor ausführt und alle glauben, sie wären alleine). Ein Betriebssystem selber schreiben kann man anschließend aber nicht.
  • Programmieren für Fortgeschrittene (5CP): Hier geht es um Funktionale Programmierung und den generellen Eigenschaften die Programmiersprachen haben können. Interessant, aber aufgrund von Krankheit nicht geprüft. Da ich keine Credit-Probleme hatte, habe ich die Prüfung nie nachgeholt.
Hiwi

Ich habe dieses Semester als Tutor für Theoretische Informatik 1 gearbeitet. Dies beinhaltet das Leiten einer kleinen Übung in der Hausaufgaben besprochen werden, das Korrigieren von Hausaufgaben, Mithilfe in der Korrektur der Klausuren. Die meisten Teilnehmer in meiner Übung waren im selben oder gar höherem Semester als ich. Dementsprechend fehlte es mir an Selbstvertrauen und ich wurde meinen eigenen Anforderungen nicht gerecht. Trotzdem habe ich hieraus Erfahrungen gesammelt und weiß wie man es nicht machen sollte.

4. Semester

  • SEP (7CP, Pflicht, Unbewertet): Das SEP ist ein berüchtigter Zeitfresser in dem man in einer Gruppe ein mittelgroßes Softwareprojekt umsetzen muss. Wir haben einen Raum gebaut in dem 3 Wände mit Beamern bestrahlt wurden und eine 3D U-Boot Umgebung darstellte. Der Raum war weiter mit (drahtlos) vernetzten Objekten ausgestattet mit denen der Nutzer Aufgaben erfüllen musste die das U-Boot am Sinken hindern. Wir hatten ein Haufen Arduinos (mit XBee) und Sensoren, sowie die Raumkonstruktion und mussten ansonsten alles selbst programmieren. Unser Team war mit 11 Leuten (3 Informatiker, 8 IST’ler) sehr groß und bis auf eine Person waren auch alle sehr fleißig und kompetent. Wir haben deutlich mehr geleistet als verlangt war, weil uns unsere Betreuer im Glauben gelassen haben, wir würden zu wenig tun. Trotzdem hat es extrem viel Spaß gemacht und wir haben am Ende den zweiten Platz bekommen (auch wenn die meisten meinen, wir hätten den ersten verdient). Konkret habe ich hier insbesondere die Middleware zwischen Arduinos und Server entwickelt, die ziemlich cool und intelligent geworden ist.
  • Graphentheorie (10CP, Nebenfach Mathematik): Hier geht es um Graphen und deren Eigenschaften. Ein Graph ist eine Menge von Punkten die untereinander verbunden sein (können).  Hier ergeben sich einige interessante Probleme und ich konnte sehr viel Nutzen aus diesem Fach ziehen, da Probleme aus der Graphentheorie auch der Algorithmik zugeordnet werden können. Viele dieser Probleme sind auch NP-Vollständig.
  • Computernetze 1 (5CP, Pflicht): Hier geht es darum, wie ein Computernetzwerk funktioniert. Angefangen wie man Daten über ein Kabel oder Funk sendet bis zu komplexen Netzwerken. Sehr wichtiger Inhalt. Die Vorlesung wird aufgenommen und kann sich auch zuhause angesehen werden. Die Übungen nicht, diese sind aber wichtig für die Klausur. Die Klausur ist dafür aber nicht so schwer, aber nicht unbedingt gut bewertet. Ich habe etwa keine 1.0 bekommen, weil ich die letzten Null-Stellen eines Binärcodes, den ich  vorher bereits als Dezimaldarstellung angegeben hatte, aus Platzgründen mit ‘…’ abgekürzt habe.
  • Algebra (5CP, Mathe-Wahlpflicht): Mein zweites Mathe-Wahlpflichfach. Hier geht es um Gruppen, Ringe, und Ähnliches. Ich musste mich hier ziemlich durchkämpfen und habe erst später in Kryptologie den Sinn dahinter verstanden.
  • Technische Informatik 2 (4CP, Pflicht): Hier ist der interessante Teil der Technischen Informatik: Wie funktioniert ein Prozessor. Dementsprechend Schaltungslogik und Co..
HiWi

Dieses Semester arbeitete ich als Tutor für Theoretische Informatik 2. Lief bedeutend besser als im ersten Semester, aber lehren ist schwerer als man annimmt.

5. Semester

  • Einführung in Algorithm Engineering (5CP, Wahlpflicht): Diese Vorlesung war keine Vorlesung im klassischen Sinne. Auch gab es keine Klausur. Stattdessen wurden die Studenten (<20) in 4-5er Gruppen eingeteilt und mussten ein bestimmtes Thema wissenschaftlich erarbeiten und ein Paper daraus schreiben. Wir haben einen Algorithmus für RDF-Subgraph-Isomorphismen entwickelt der zu mindestens in unseren Testszenarios und InMemory schneller war als Jena. Ich habe nach der Veranstaltung noch einen weiteren Algorithmus entwickelt der noch mal ein ganzes Stück schneller war. Allerdings ist InMemory für RDF-Datenbanken nicht ganz realistisch, daher ist der Praxisbezug wohl eher gering. Nichtsdestotrotz habe ich in der Vorlesung sehr viel über das Verfassen von Papern und der allgemeinen Arbeitsweise in der Algorithmik gelernt.
  • Information Retrieval and Web Search Engines (5CP, Wahlpflicht, Master-Modul): Diese Vorlesung habe ich aus dem Master-Pool in den Bachelor importiert. Die Vorlesung behandelt eine Fülle von Aspekten und auch eine Menge Machine-Learning (Classifier, Stochastische Modelle, etc.). Hat mir etliche neue Tools geliefert. Die Vorlesung wird mit Multimedia-Datenbanken forgesetzt in der noch weitere (noch nützlichere) Tools vorgestellt werden. Dies war meine einzige mündliche Klausur im Bachelor und ich war etwas zu nervös und obwohl ich perfekt vorbereitet war, reichte es somit nur für eine 1.3.
  • Algorithmische Graphentheorie (5CP, Nebenfach Mathematik): Fortsetzung von Graphentheorie, nur jetzt ging es um das Lösen von graphentheoretischen Problemen. Informatiker haben in dieser Vorlesung einen kleinen Vorsprung, trotzdem war es eine interessante Vorlesung.
  • Technische Informatik 1 (4CP, Pflicht): Kombiprüfung Technische Informatik 1+2 abgelegt. Die Vorlesung zu TI1 war nicht sonderlich berauschend. Hier habe ich von den Problemen der Elektronik in Prozessoren gelernt. Das meiste habe ich mir aber selber mit Büchern beigebracht.
  • Ethnomathematik (5CP, Schlüsselqualifikation, Unbewertet): Eine sehr unterhaltsame Vorlesung, ob ich aber wirklich was für meine Zukunft gelernt habe möchte ich bezweifeln.
  • Seminar (5CP, Pflicht): Im Seminar muss man zu einem Thema eine schriftliche Ausarbeitung und Präsentation machen, die benotet werden (und auch in die Endwertung eingehen). Ich musste diese vollständig in Englisch machen.
HiWi

In diesem Semester war ich als Tutor für Relationale Datenbanken 1 tätig. Lief eigentlich recht gut und ich habe am Ende eine gute Evaluation erhalten. Nebenbei war ich somit für die 3 Aussiebefächer der Informatik HiWi, was ich damals irgendwie cool fand.

Weiteres

Nebenbei habe ich mich mit einem Mitstudenten noch um eine interessante Bachelorarbeit gekümmert. Hier haben wir tatsächlich etwas Zeit in einige Treffen mit dem Professor investiert aber das dieser so viel Zeit für uns gefunden hat, fand ich schon beeindruckend.

6. Semester

  • Bachelorarbeit (15CP, doppelt gewertet): Wir hatten am Ende tatsächlich ein sehr interessantes Thema gefunden, dass mich bis heute begleitet: Schwarmrobotik. Gewöhnlich werden Bachelorarbeiten auch alleine verfasst, aber es ist auch möglich diese zu zweit zu verfassen, insofern man hervorhebt welche Leistungen von wem erbracht wurden. Ich habe mit dem Mitstudenten schon in sehr vielen Projekten zusammengearbeitet und dementsprechend waren wir schon aufeinander eingestimmt. Ausserdem waren wir auf einem gleichen Leistungsniveau und konnten uns gut ergänzen, sodass wir sehr effektiv miteinander arbeiten konnten. Für unsere Arbeit wurden wir später auch ausgezeichnet.
  • Netzwerkalgorithmen (5CP, Wahlpflicht): Mir fehlten noch 3 oder 4 CP, also habe ich noch Netzwerkalgorithmen neben der Bachelorarbeit gehört. Netzwerkalgorithmen hat nichts mit Computernetzen sondern eher mit Graphentheorie zu tun. Aufgrund meines Nebenfachs hatte ich aber einen enormen Vorteil.
  • Knowledge Based Systems (5CP, Master-Modul): Die zu dem Zeitpunkt einzige KI-Vorlesung. Da ich aber die Punkte für meinen Bachelor schon zusammen hatte, habe ich die Prüfung nicht abgelegt, sondern die Vorlesung nur aus Interesse gehört.

 

Ende November gab es dann eine Abschlussveranstaltung mit Urkundenverleihung und Preisverleihung. Sie war aber nur ein optionales Extra. Da ich einen sehr guten Abschluss hatte, bin ich aber hingegangen. Unsere Bachelorarbeit hat tatsächlich einen Preis gewonnen. Wir wurden nicht vorher informiert und mein Mitstudent ist auch nicht zur Veranstaltung gekommen. Ich wäre beinahe auch nicht hingegangen, da mein Anzug doch etwas eng geworden ist. Glücklicherweise bin ich aber doch gegangen und habe den Preis (je ein iPad und ein Abendessen im LaCupola) dann für uns beide angenommen. Das Abendessen fand dann nach Absprache Ende Februar statt. Es war ein vergnüglicher Abend mit der Vorsitzenden der GI Regionalgruppe Braunschweig und ihrem Sohn (auch in der Informatik).

Das Informatik-Studium an der TU-Braunschweig kann ich im Nachhinein nur empfehlen: Die Vorlesungen sind zwar nicht immer so gut wie an den großen Universitäten, aber dafür muss man sich gewöhnlich nicht um Sitzplätze prügeln und man hat einen sehr direkten Kontakt zu den Professoren. Die Studentenzahlen in der Informatik sind in der letzten Zeit gestiegen, daher weiß ich nicht wie das in Zukunft aussehen wird. Aber auch wenn sich die Studentenzahl verdoppelt, werden die späteren Wahlpflicht Kurse nicht viel mehr als 30-40 Studenten haben.

Desweiteren gibt es sehr viele HiWi-Jobs sodass jeder halbwegs talentierte Informatik-Student sich seine Brötchen verdienen kann. Die Bezahlung ohne Studienabschluss liegt meiner Erinnerung nach bei etwa 9Euro die Stunde bei etwa 30-40 Stunden im Monat. Ausserdem lernt man in den meisten Jobs noch eine Menge und ist auch in die Forschung oder Lehre eingebunden.

FAQ:

Wie sieht es mit Englisch aus? In den ersten zwei Semestern kann man sich vor Englisch noch drücken, aber spätestens im 3. Semester werden Material und Literatur englischsprachig sein. Je weiter man voranschreitet, desto mehr verdrängt Englisch Deutsch. Am Ende des Bachelors wirst du flüssig Englisch verstehen und schreiben können (müssen) oder du hast schwere Probleme in der Zukunft. Mach dir darüber aber keine Sorgen, das kommt schon von alleine.

Muss ich ein Nebenfach belegen? Ja, aber es nimmt nur 15CP von 180CP ein. Ausserdem gibt es interessante Nebenfächer. Du kannst überall reinhören, aber bevor du dich Prüfen lassen willst, musst du dich festlegen.

Bis wann muss ich mich entscheiden, ob ich eine Prüfung ablege? Du musst dich in der Mitte des Semesters anmelden, kannst dich aber bei schriftlichen Klausuren bis zum Abend vor der Klausur wieder abmelden. Falls du dich also überschätzt hast und am Tag vor der Klausur noch nicht 100% fit bist, kannst du dich noch schnell um entscheiden.

Kann man Noten verbessern? Ja, das ist in beschränktem Rahmen möglich. Ein schlechter Tag in der Klausurenphase muss dir also nicht den Schnitt versauen.

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9 thoughts on “Erfahrungsbericht: Mein Informatik-Studium an der TU Braunschweig

  1. Zum Thema Mathematik: Habe Frau Teschl (aus dem erwähnten Buch) als Mathematik Professorin an der FH Techkikum-Wien kennen lernen dürfen. Sie kann Mathematik wirklich gut erklären. Ihre Bücher finde ich sehr gut.

    Übrigens, eine sehr tolle Seite, die du hier betreibst!

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  2. Hallo

    Ich denke darüber nach, Informatik zu studieren.
    Zuvor beendete ich meine Ausbildung zum Fachinformatiker /Systemintegration mit der Note Gut, Die Ausbildung hat mich nicht wirklich gefordert. Etwas Mathe, Logik, Netzwerke. Nicht wirklich schwer. Diese Tatsache beruht wohl darauf, dass ich in der Schule mich schon mit Themen wie Folgen, vollständige Induktion, Analysis, Logik, Restklassen,Schaltalgebra. usw befasst habe. Denkst Du, dass ich über ein gutes Basiswissen verfüge, um das Studium anzugehen.
    Gruß und Glück Auf

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  3. Hallo,
    ich bin am Überlegen Informatik an der TU Braunschweig zu studieren, da ich jedoch etwas weiter weg von der Uni wohne, möchte ich ungern jeden Tag hinfahren.
    Wie ich aus deinem Bericht schon erfahren konnte, besteht keine Anwesenheitspflicht, werden die Vorlesungsinhalte denn nach den Vorlesungen irgendwo hochgeladen?
    Sprich kann man sich mit viel Disziplin die Inhalte auch von zuhause aus beibringen und die Fahrten zur Uni auf etwa ein mal alle zwei Wochen reduzieren?

    Vielen Dank im Voraus!

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    1. In den stark besuchten Fächern (was Pflichtveranstaltungen eigentlich immer sind) gibt es gewöhnlich alle Materialien zum downloaden. Außerdem gibt es Begleitliteratur und du kannst auch eine Menge vergleichbare (englische) Vorlesungsvideos finden. In den höheren Semestern wird es aber schnell problematisch. Es ist also definitiv keine langfristige Lösung und du hast definitiv Nachteile.
      Hausaufgaben sind verpflichtend und müssen gewöhnlich analog eingeworfen werden. 1 Anwesenheitstag/2 Wochen ist hierfür definitiv zu wenig, manche Fächer haben wöchentliche Hausaufgaben. Das wären ja gerade mal ~14 Tage Uni im gesamten Jahr (Klausuren nicht mitgerechnet).
      Was jedoch am wichtigsten ist: Bei so wenig Anwesenheit bekommst du nichts vom Unileben mit und es ist schwer Freundschaften zu schließen (Anm.: Die Informatik-Studierendenschaft ist allgemein eine sehr angenehme und offene Gemeinschaft). Auch sehr gute Studenten brauchen zwischenzeitlich mal Hilfe.
      Kurz gesagt: Ich empfehle mindestens 3 mal pro Woche in der Uni zu verbringen. Lange Zugfahrten lassen sich zum Arbeiten nutzen (Stoßzeiten vermeiden), Umziehen ist noch besser (Bafög reicht in Braunschweig zum leben aus, notfalls Studienkredit).

      Grüße,
      Dominik

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  4. Hey,

    hast du eigentlich auch den Master Informatik an der TU BS gemacht? Kannst du dort gegebenenfalls auch deine Eindrücke zu schildern?
    Sehr interessant was du hier beschrieben hast!

    Grüße,
    Ivo

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    1. Hallo Ivo,
      Ja, ich habe auch meinen Master gemacht und bin derzeit auch noch an der TU BS am promovieren. (Ich wollte eigentlich auch so einen Bericht für das Masterstudium anfertigen, aber habe noch keine Zeit dafür gefuden.)
      Das Masterstudium an der TU BS erlaubt einem sehr viele Freiheiten und man kann eigentlich belegen worauf man Lust hat (solange es zur Informatik gehört). Lediglich ein 5CP Seminar ist Pflicht.
      Es gibt relativ wenige Masterstudenten, sodass Vorlesungen oft sehr persönlich sind. Wer positiv auffällt wird auch schnell in die Forschung integriert (ich hatte glaube ich drei Veröffentlichungen während meiner Masterzeit) und wer da dann noch positiv auffällt hat gute Chancen auf eine Promotionsstelle.
      Viele Vorlesungen sind dadurch (und durch die Tatsache, dass man halbwegs auf dem Stand der Forschung sein will) aber auch weniger strukturiert und es wird viel mehr improvisiert. Es verbessert sich aber relativ schnell aufgrund der steigenden Studierendenzahlen. Auch das Angebot an interessanten Vorlesungen ist in der letzten Semestern stark gestiegen. Vorlesungen sind aber noch auffällig heterogen (Qualität, Umfang, Aufwand, etc.). Man bemerkt aber relativ schnell ob der Dozent einem wirklich was beibringen will (oder einfach nur seine Lehrpflicht erfüllen muss) und kann dann gegebenenfalls frühzeitig auf eine andere Vorlesung wechseln. Man kann auch relativ viele Praktika machen, was ich sehr empfehle.
      Die meisten Vorlesungen sind 5CP, man hat also etwa 6 Module pro Semester. Da die meisten Vorlesungen einen ordentlichen Sprung im Niveau im Vergleich zu Bachelor machen, kann das gerade im ersten Semester sehr anstrengend sein. Es ist daher unklug seine 6 interessantesten Vorlesungen gleich im ersten Semester zu machen zu wollen. Man kann etwa 10CP unbenotete Schlüsselqualifikationen oder Mathematikvorlesungen machen, dies eignet sich um das erste Semester ein wenig zu vereinfachen. Praktika haben meist auch keine Note oder Prüfung und sind daher auch entspannter (aber teils durchaus zeitintensiv).
      Wenn du noch was spezielles wissen willst, frag einfach nach! Ich freue mich immer interessierten Studenten helfen zu können.

      Grüße,
      Dominik

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  5. Hey,

    super Bericht. Wie gut sollten deiner Meinung nach die Mathe Kenntnisse vor dem Studium sein? Darf ich fragen wie viele Punkte du in deinem Mathe Abi hattest?

    Viele Grüße
    Lenz

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    1. Hallo Lenz,

      Konkrete Kentnisse brauchst du nicht. Die Schulmathematik kannst du nämlich gewöhnlich in die Tonne treten. Ich denke du solltest die aber bereits ein gutes abstraktes Denken mitbringen (wie es etwa zum Lösen von Textaufgaben nötig ist). Auch solltest du die Motivation mitbringen richtige Mathematik zu lernen.

      Ich weiß nicht mehr wie viel Punkte ich im Mathe Abi hatte, 13 oder 14. Ich weiß nur noch, dass ich mich über den lächerlichen Schwierigkeitsgrad schlapp gelacht habe nachdem ich erst Angst hatte weil ich nicht gelernt hatte. Wie gesagt, Schulmathematik ist nicht vergleichbar. Um an der Uni eine sehr gute Klausur zu schreiben musst du ordentlich lernen und intelligent sein.

      Ich hoffe dies beantwortet deine Frage. Ansonsten kannst du mir auch gerne eine Mail schreiben (dann am besten über krupke.cc, denn diese Domain wird mit Spam überflutet).

      Grüße,
      Dominik

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